WEIHNACHTSTREFFEN MIT ...
MITHU SANYAL
EVA-MARIE FRINGS
Friede unter den Menschen?!
Ein flüchtiger Bekannter hat prophezeit, dass es nach den kontaktarmen Corona-Zeiten ein neues Woodstock geben werde, bei dem sich alle in den Armen liegen und herzen und küssen. Davon sind wir in der Realität weit entfernt. Virenlastige News, hitzige Debatten über Klimawandel, Gender, Rassismus und was uns sonst noch alles zugemutet werden kann, darf oder muss, beherrschen den Mediendschungel. Bange Fragen tun sich in meinem inneren Wertesystem auf: Bin nicht auch ich eine Rassistin? Eine Begegnung im Park mit einem aus dem Irak geflüchteten jungen Mann verunsichert mich. Nachdem er mich um Hilfe bei einer Übersetzung gebeten hatte, fragte ich ihn, woher er komme und er erwiderte, warum ich das frage, er sei doch jetzt hier in Deutschland. Offenbar hatte er meine Frage als rassistische Zumutung empfunden. Ich war perplex und erklärte ihm, dass das eine Frage sei, die ich anderen Menschen sehr gerne stelle und die für mich ein Ausdruck von Interesse an einer Person sei, weil sie zu einem noch aufschluss-reicheren gegenseitigen Kennenlernen führen könne. Ich selbst stamme aus einem kleinen Dorf in der Eifel und sei katholisch aufgewachsen. Ich fände es immer sehr interessant, wie verschieden wir alle, selbst in Deutschland, durch unsere Herkunft geprägt seien. Gerade durch den Austausch darüber könnten wir uns weiterentwickeln und versuchen, uns besser zu verstehen. Sein Blick hellte sich zwar auf, aber meine Unsicherheit blieb.
Wie soll ich durch den Dschungel an Unterstellungen, Zumutungen, Ver- und Gebotsschildern kommen?
Und da kamst du..... Mithu Sanyal mit dem Buch „Identitti“. Sie dekonstruiert Besserwisser*innen jeglicher Color und setzt Maßstäbe mit ihrem Schlusssatz:
„Es gibt unser aller Zusammenleben nicht ohne uns alle, deshalb müssen wir alle immer weiter vielstimmig und empathisch sprechen, streiten, uns versöhnen- und feiern! I love you all so much.“