Rückblick 2016 - 2018                     

Carolin Eidner

Horizon after D (.Dracula)

27. Mai – 10. Juni 2018

Für den Benrather Kulturkreis konzipiert Carolin Eidner (*1984, Berlin) eine komplexe Installation aus verschiedenen Werkgruppen mit dem Titel „Horizon after D (.dracula)“. In der Begegnung ihrer Arbeiten mit den prunkvollen Räumen der Orangerie des Schlosses Benrath entstehen spannungsvolle Momente der Annäherung und Dissonanz. Eidner studierte bei Rosemarie Trockel in Düsseldorf und bei Erwin Wurm in Wien. Sie hatte unter anderen Ausstellungen in der Langen Foundation in Neuss und der artothek. Raum für junge Kunst in Köln und gewann im vergangenen Jahr den Miami Beach NADA Award.

 

Eidners vielfältige Arbeitsweise zeichnet sich in ihrer inhaltlichen Auseinandersetzung in Verbindung mit unterschiedlichsten Werkstoffen aus. Dabei bildet der Ausstellungstitel – ebenso wie ihre Werktitel – eine eigenständige und zugleich verweisende Ausdrucksform. Die poetisch, philosophischen Textstucke transportieren narrative Momente und greifen existentielle Themen auf. Weder Dracula noch Landschaftsmalerei sind zu sehen – Horizon after D (.dracula) konstruiert vielmehr tiefgreifende Querverweise. Dracula wird für Eidner zum metaphysischen Gleichnis für das Bestreben die Dunkelheit zu überwinden.

 

In den Räumen der Orangerie entwickelt Eidner ein Konzept, welches den Blick der Besucher lenkt, führt, irritiert und fasziniert. So bietet der weiße Rahmen den Einstieg, wie ein Portal, das den Raum kanalisiert. Im Durchblick und die gesamte Weite des Raumes neubeschreibend erblickt man die Seidenarbeit Party Delay (no reimbursement authorized). Das rhizomartige Geflecht der Tanzenden auf Seide gemalt bildet eine Referenz zu den Deckengemälden der Orangerie. Gleichzeitig steht die Arbeit in ihrer Leichtigkeit und Materialität den industriell hergestellten Glasarbeiten am Boden gegenüber.


Die Symmetrie der Räume aufgreifend und spiegelnd hängt The Old Wound (2011) im nächsten Raum. Opake Farbflecken in Cyan, Magenta und Yellow (CMY), ebenfalls auf Seide, verdichten sich zu einem vital vibrierenden Teppich. Eine Aufschichtung grauer Glasplatten durchbricht den Stoff auf dem Boden – schattiert die fließende Seide. In der Wiederholung der Elemente konstruiert Eidner eine raumbezogene Installation. Ihren Bodenskulpturen aus farbigen Glaskeramikplatten und den Seidenarbeiten werden zudem Objekte aus pigmentiertem Gips gegenüber gestellt. Ihre heterogene Materialität – keine Malerei auf Gips – erzielt Eidner durch das mosaikartige Ausgipsen separater Felder mit eingefärbter Gipsmasse und dessen abschließendes Abschleifen. In diesen Skulpturen die Räumlichkeit suggerierend, setzt sich Eidner mit existentiellen Themen in sprachlich-poetischer Form auseinander. Indem sie die Textfragmente zum Motiv wählt, erkundet Eidner die bildnerische Qualität von Sprache und erzeugt eine Form von Abstraktion zwischen Bild- und Bedeutungsebene.

Images: Johannes Benzulla

 

 

SIE – Evas Erbinnen
12. – 26. März 2017

 

Sandra Ackermann | Louisa Clement | Erwin Nöthen | Christoph Pöggeler | Ivonne Thein

Die Frau als Motiv in der Kunst ist so alt wie die Kunst selbst. Sie gilt als Metapher der Schönheit und zeigt uns in ihrer Darstellung den Wandel des Schönheitsideals von der Antike bis heute.

 

 

Rund 30 Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler zeigen uns nun in einer facettenreichen Schau den Blick auf die Frau von heute. Dabei geht es gerade nicht nur um die Schönheitsfrage, sondern um exzessiven Körperkult, gesellschaftliches Rollenverständnis und letztendlich um die Identitätssuche des eigenen Selbst.

 

Die Ausstellung, kuratiert von Meike Lotz-Kowal und Leonie Runte, wird präsentiert von dem Benrather Kulturkreis und ist vom 12. bis 26. März 2017 in den historischen Räumen der Orangerie Schloss Benrath Düsseldorf zu sehen.

 

© Louisa Clement, head, 2015

LOOK OF...

05. - 16. JUNI 2016

Sonja Allhäuser | Louisa Clement | Thomas Grimberg | Jennifer Lopez Ayala | Thomas Rentmeister

LOOK OF ...,

Der Fotograf Thomas Grimberg inszeniert eingeschweißte Konsumgüter durch die Linse seiner Kamera perfekt ausgeleuchtet auf dem Papier. Seine spielerisch erscheinenden Nahaufnahmen instruieren den Betrachter zweimal hinzuschauen, um zu erkennen, dass es sich um Wassereis oder Tortellini handelt. Thomas Rentmeister nähert sich dem Sujet anders, indem er das Lebensmittel selbst zum Objekt macht und dieses wiederum aus seinem eigentlichen Kontext befreit, um es neu im Raum zu positionieren. Hier knüpft auch die Düsseldorfer Künstlerin Jennifer Lopez Ayala an, die sich die Eierschale, frei von ihrem Nahrungsmittelursprung, als installativen Raumkörper aussucht. Im Artemissaal, ausgehend vom Prunkkamin, über dem Orpheus und Euridike empor steigen, ergreift sie gegen die architektonische Ausrichtung mit ihrer Installation den Raum. Sonja Alhäuser setzt sich mit dem Medium in der Zeichnung auseinander. Ihre kolorierten Skizzen verbildlichen Rezepte unterschiedlichster Zubereitung. "Slow Food" passte hervorragend als Sponsor, Mitglieder der Gesellschaft ergänzten auf der Vernissage konkret mit besonderen Appetithäppchen und konnten viele Fragen zum Essen beantworten. Ein Ausstellungstag war für Schülerinnen und Schüler der umliegenden Schulen besonders vorbereitet: Die Expertin von "Slow Food" ergänzte die Ausstellung mit einem attraktiven Sinnes-Parcour.

 

image © Thomas Grimberg, Waffel

 

Die Vernissage mit Mitgliedern der Gesellschaft "Slow-Food" fand großen Anklang 

Besonders spannend und intensiv war der Auf- und Abbau der Installation von Jennifer Lopez Ayala

Katrin Schwermer-Funke von "Slow Food" hatte einen intressanten Sinnes-Parcour aufgebaut

Pressenotiz aus "Der Benrather" vom 24.06.2016
2016-06-Benrather.pdf
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EIszeit

20. Dezember 2015 – 03. Januar 2016

Lutz Fritsch | Wilhelm Koch | Claudia Märzendorfer | Hiroyuki Masuyama | Andrea Mohr | 

Dodo Schmid | Andre Wagner

Die Facetten des Ephemeren

Von Petra Kammann

Die Erderwärmung hat uns offenbar ein frühjahrshaftes Weihnachtsfest beschert. Bilder zum Thema Eiszeit, die noch bis zum 3. Januar 2016 in der Orangerie des Schlosses Benrath zu sehen sind, erinnern an die vergängliche Schönheit winterlicher Strukturen wie aus ferner Zeit.

Sieben Künstler hatte der Benrather Kulturkreis eingeladen, die sich direkt oder indirekt in unterschiedlichen Medien und Materialien mit dem ephemeren Stoff Eis auseinandergesetzt haben. Kuratiert wurde die Schau von der jungen Kunsthistorikerin Leonie Runte.

 

Von der Wiener „Eisbildhauerin“ Claudia Märzendorfer sehen wir in dieser Schau keine Eiskulpturen. Sie hat stattdessen eine Vinylplatte beigesteuert, auf der ihre Performance mit den Tönen einer in Eis gegossenen Schallplatte als „frozen record“ gebannt ist. Sie gibt die akustische Wahrnehmbarkeit des Schmelzvorgangs während der Spieldauer wieder.

Benrath gehört wie Urdenbach zu den südlichen Stadtteilen Düsseldorfs, in denen einige interessante Künstlerinnen und Künstler leben. Sie haben sich auf ihre Weise mit dem Thema Eiszeit beschäftigt wie etwa Dodo Schmid. Sie hat dem nahe gelegenen Rhein das Schwemmholz entnommen, das nach seiner langen Reise durch Seitenflüsse und Schmelzwasser ins Rheinland gelangt ist, um es dann eigenständig skulptural weiter zu bearbeiten.

Treibholz ist auch für die in Urdenbach ansässige Künstlerin Andrea Mohr die Basis eines kreativen Prozesses. Sie veredelt die scheinbar alltäglichen Funde mit reduzierten Applikationen metallischer Elemente und lässt so changierend glänzende Objekte entstehen.

André Wagner nahm seine Langzeitbelichtungen in Island in der Dämmerung und bei Nacht auf. Seine teils mit dem Medium des Films, teils digital entstandenen Landschaftsfotografien mit blauen Eisschollen auf spiegelnd grauen Wasserflächen vor rauhen Gebirgsketten scheinen von innen heraus zu leuchten.

 

Der kürzlich verstorbene Fotograf Wilhelm Koch hingegen hat tagtäglich und stets an der gleichen Stelle zwischen Rheinkilometer 719 und 721 mit seiner Kamera die Veränderungen des Rheinufers in Urdenbach festgehalten und die niederrheinische Landschaft auf eindrucksvolle Weise und in wechselndem Licht dokumentiert. In der Ausstellung sehen wir die besondere Atmosphäre der Landschaft mit ihren dürren Bäumen und den auf dem Rhein dahinziehenden Kohlenschleppern unter einer Schneedecke fast atmen.

 

Für den nahe Benrath in der Reisholzer Werft lebenden japanischen Künstler Hiroyuki Masuyama war die Auseinandersetzung mit Malern des 19. Jahrhunderts wie mit Caspar David Friedrich, William Turner oder Caspar Wolf, auf deren Spuren er sich begibt, so prägend wie inspirierend. Er haucht den romantischen Klassikern wie „Eismeer“ oder „Winter“ von Caspar David Friedrich mittels einer digitalen Fotomontage auf eindrucksvolle Weise eine zeitgenössische Bildsprache ein und steigert somit das magische, bisweilen bedrohliche Licht, das auf die Einsamkeit einer Landschaft fällt, um ein Vielfaches. Durch das künstliche Licht einer verbundenen LED-Lightbox wird die Szenerie unwirklich surreal überstrahlt. Einfach faszinierend!

 

Lutz Fritsch brach gemeinsam mit einem Team aus Polar- und Meeresforschern 1994 zum ersten Mal in den extremen Lebensraum der Antarktis auf und setzte sich dort mit dem Raum, der weißen Fläche, der Maßstabslosigkeit und Leere in Film und Fotografie auseinander. Als Gegenort der Kultur installierte er 2005 einen grünen Container auf dem antarktischen Ekström-Schelfeis, die „Bibliothek im Eis“. Grün deshalb, weil es diese Farbe in der Antarktis nicht gibt und sie somit die Sehnsuchtsfarbe der Überwinterer ist. Für den beheizten Containerinnenraum wählt Lutz Fritsch jeweils persönlich Künstler und Wissenschaftler aus, die der „Bibliothek im Eis“ ein Buch stiften sollen, versehen mit einer persönlichen Empfehlung und einer Begründung, weshalb die im Eis Lebenden das Buch lesen sollten. Eine witzige, nachvollziehbare Idee.

 

Als gelungen empfand ich aber vor allem seine Kreidezeichnungen und Aquarelle, die konzentriert als Werkblock gehängt sind, da sich in ihnen die Auseinandersetzung mit dem Raum, der Farbe und der Leere auf abstrakte Weise widerspiegelt.

 

Diese Ausstellung belegt einmal mehr, dass es dem altehrwürdigen Benrather Kulturkreis unter der neuen Leitung von Barbara Witsch-Winter gelungen ist, neue Akzente zu setzen. In Zeiten des Klimawandels dient Eis, als Material in der Kunst, eben nicht nurmehr als Metapher der eigenen Vergänglichkeit …

 

„EISZEIT“, Benrather Kulturkreis e.V. , Orangerie Schloss Benrath, bis 3. Januar 2016

Fotos: Petra Kammann

Fotos der Exponate

Erster Raum
Zweiter Raum

Aufbau der Ausstellung mit den Künstlerinnen und Künstlern

Vernissage am 20. Dezember 2015

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