WEIHNACHTSTREFFEN MIT ...

GABRIELE HENKEL

 

CHRISTEL MEWES

 

Jahrelang hat Gabriele Henkel in der Weihnachtszeit zu einem Dinner in ihr Haus in Düsseldorf eingeladen. Einmal habe ich dazu auch eine Einladung erhalten.

Als ich den Raum mit den riesigen Fenstern zum Garten hin betrat, war ich überwältigt. Fast so groß wie ein Festsaal kam er mir vor, ausgestattet mit etlichen Kunstwerken und einer Weihnachtsdekoration, wie ich sie noch nie gesehen hatte. In allen Formen und Farben hingen glitzernde Gegenstände und überdimensionierte Lichterketten im Raum. Gabriele hatte den Raum extra für den Abend hergerichtet, sie hatte ihn zum Kunstraum gemacht. Fast alle Gäste waren inzwischen eingetroffen, auch Joseph Beuys, der mich schon bald in ein Gespräch verwickelte. Unvermittelt bemerkte er, dass er es aufgegeben hätte, Gabriele vorzuschlagen, endlich die von ihr entworfenen Dekorationen zu signieren.

 

Gabriele Henkel, die Grande Dame nicht nur der Chamissostraße, kam mit einem Glas Champagner auf mich zu. Wir prosteten uns zu, dann erzählte sie von ihrer letzten Reise nach New York. Dort hatte sie sich mit einem langjährigen Freund der Familie getroffen und es wären wunderbare Tage gewesen, schwärmte sie. Kurz zuvor war sie noch in Venedig gewesen. Aber das kannte man ja bei ihr. Mehrmals im Jahr war sie unterwegs, hatte überall Freunde und genoss ihr unstetes Leben.

 

Erst nach dem Dessert, einem köstlichen Lebkuchen-Parfait, kamen wir wieder ins Gespräch. Ein Leben ohne all die Kunstwerke um sie herum wäre für sie undenkbar. Das konnte ich gut nachvollziehen. Außerdem waren viele ihrer Freunde Künstler. Allerdings würde sie einige nicht mehr sehen können, denn für manch einen sei Reisen zu beschwerlich geworden und sie würde auch nicht jünger. Mir war, als wenn sie das mit ein wenig Wehmut gesagt hätte. Aber ihre Freunde würden für sie wieder lebendig, wenn sie ihre Bilder anschaue, fügte sie schnell hinzu.

 

Ob sie Freunden, die sie nicht oft besuchen konnte, früher Briefe geschrieben hätte, fragte ich. Gabriele lachte. „Und wie oft!“ antwortete sie freudig. Sie hätte unglaublich viele Briefe mit ihren Freunden ausgetauscht und blättere immer noch gerne in den Briefwechseln. Oft heitere sie das auf, manchmal allerdings auch nicht, bemerkte sie. Als ich mich von ihr verabschiedete, neigte sie den Kopf ein wenig, dann entließ sie mich, indem sie resümierte „Leben bedeutet, Augenblicke anzusammeln, die in Erinnerung bleiben.“ Es waren ganz bestimmt viele Augenblicke, die sie schon in sich trug und weiter in sich ansammelte.

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